20. Juli 2023

Stellungnahme des Queeren Zentrums Wiesbaden e.V. zum Verständnis des Begriffs “Queer”

Im Rahmen der CSD Saison und aufgrund von in der Community immer wieder auftretenden Diskussionen haben wir vom Queeren Zentrum Wiesbaden e.V. uns dazu entschlossen, eine Stellungnahme zu der Frage „Wer gehört eigentlich auf den CSD?” aufzusetzen.  

Historisch gesehen ist der CSD nicht nur eine Parade und ein schöner Anlass um Queerness zu zelebrieren, sondern eine Demonstration, ein Weg um sichtbar zu sein, wortwörtlich Flagge zu zeigen und für die Rechte der queeren Community auf die Straße zu gehen. Dementsprechend sind alle Menschen, die sich selbst als Queer verorten und jene, die die genannten Ziele unterstützen und dafür demonstrieren wollen richtig auf dem CSD. Es geht beim CSD um Sichtbarkeit, besonders um die Sichtbarkeit der queeren Community, aber auch die Sichtbarkeit von Unterstützer*innen und Allys ist wertvoll. Generell ist eine Demonstration kein Raum, bei dem es Zugangskontrollen gibt oder geben sollte, ebenso muss niemand die eigene Queerness beweisen oder belegen. Da dies ungeoutete Menschen zum Outing zwingen würde, was je nach Person mit persönlichen Gefährdungen einhergehen kann. Der CSD ist als Veranstaltung im öffentlichen Raum nicht als Safe Space zu verstehen, dennoch soll soweit wie möglich die Sicherheit und das Wohlbefinden der Teilnehmenden geschützt sein, indem bspw. übergriffiges Verhalten durch Order*innen unterbunden oder an diese gemeldet werden kann. Selbstverständlich gibt es auch auf einem CSD Grenzen der eigenen Selbstdarstellung, so sind bspw. explizite Sexualakte nicht erwünscht, da nicht alle Anwesenden hierzu ihren Consent gegeben haben bzw. können.

In der Geschichte des CSD gab es immer wieder Versuche, bestimmte Personengruppen auszuschließen. Meist weil die Annahme bestand, dass deren Sichtbarkeit und Assoziation mit der Community das soziale Ansehen bzw. die Akzeptanz durch die sog. Mehrheitsgesellschaft verschlechtern würde. Ziele dieser Ausschlussversuche waren oftmals Teile der Trans* Community, Asexuelle Menschen oder auch der Fetisch Community, welche eng mit der queeren Community verbunden ist. Diese Ausschlussversuche führen zu Spaltungen innerhalb der Community und schwächen sie somit als Ganzes. Argumentationen zum Ausschluss von bspw. Fetisch folgen oftmals dem Muster „Das ist ja ok, wenn ihr das mögt, aber lasst das doch bitte im Schlafzimmer“, eine Argumentation die auch schon oft genauso gegen z.B. die schwule Community aufgebracht wurden. Beim CSD sollte nicht der Blickwinkel entscheidend sein, wie die Mehrheitsgesellschaft uns bewertet, sondern der Zusammenhalt innerhalb der Community, auch wenn manche Gruppierungen im öffentlichen Blick evtl. nicht besonders gut ankommen. Zusammenhalt hat die Community schon immer gestärkt und einige Kämpfe um Rechte und Anerkennung erst möglich gemacht. Schließlich geht es beim CSD um die Sichtbarkeit und Pride aller Menschen, die sich als Queer verorten. Das macht uns groß, das macht uns stark und sichtbar.

Im Rahmen des Queeren Zentrums Wiesbaden e.V. sind die Räume natürlich kleiner und teils auch spezifischer abgegrenzt, wenn es um Zugang dazu geht, vor allem bei Veranstaltungen in deren Rahmen ein Safer Space notwendig ist. Selektivität und Exklusivität haben ihren Sinn, wenn es bspw. um spezifische Trans* Veranstaltungen geht, bei denen z.B. vermieden werden soll, dass u.a. unangenehme Fragen von cis Personen auftreten. Entsprechend sind für solche Veranstaltungen die Räumlichkeiten nur für die jeweiligen Gruppen zugänglich. Abseits von Veranstaltungen oder Gruppentreffen ist das Zentrum für alle geöffnet, die sich als queer identifizieren, questioning sind, uns wohlwollend gegenüber stehen oder Fragen haben. Ein grundlegender Respekt und nicht-diskriminierendes Verhalten sind hierbei Grundlage. Richtet sich ein*e Besucher*in gegen die queere Community oder einzelne andere Gäste, so machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch, um das Zentrum weiterhin als einen möglichst sicheren Ort zu gestalten zu können. Neugier und Fragen auch von außerhalb der Community sind gut, jedoch sollte dies nicht auf Kosten der Menschen stattfinden, die sich gerade in einem Safer Space befinden.

Diese grundlegend offene Haltung hat u.a. auch zum Sinn, dass sich niemand zwangsläufig outen muss, nur um Zugang zum Zentrum und zu Unterstützung und Community zu erhalten. Daher fragen wir niemanden an der Tür welche sexuelle Orientierung er*sie hat oder was bspw. das AGAB (Assigned Gender at Birth, zu deutsch auch: Zuweisungsgeschlecht.) einer Person ist. 

Wir sind offen für alle queeren Menschen, alle die sich fragen ob sie vielleicht Queer sein könnten und alle die uns unterstützen wollen, es gilt: Come as your are, seid respektvoll und fühlt euch wohl! 

Bunt verbleibt,

Euer Queeres Zentrum Wiesbaden e.V.



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